Hanseatische Gespräche - Der Prinz und Deutsche Tugenden

Bremen

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Von Sigrid Schuer

Seit er vor zehn Jahrenden Bestseller „Manieren“ veröffentlichte, gilt Prinz Asfa-Wossen Asserate als äthiopischer Nachfolger des aus Bremen stammenden Freiherrn Knigge. 2009 war er Schirmherr der „Manieren“-Ausstellung im Focke-Museum. Diese Woche konnte Thomas Gerkmann, Honorarkonsul der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien, die Kaiserliche Hoheit in Bremen begrüßen.

Asfa-Wossen Asserate stellte im Hermann-Ehlers-Haus an der Lilienthaler Heerstraße sein jüngstes Buch „Deutsche Tugenden – von Anmut bis Weltschmerz“ vor. Was manch einer nicht wusste: Der Prinz ist nicht nur ein Anhänger deutscher Tugenden, er war während seines Studiums in Tübingen auch Mitglied der Studentenverbindung Corps Suevia Tübingen. In Deutschland und Cambridge studierte er Volkswirtschaft, Jura und Geschichte und ist seit 1981 deutscher Staatsbürger. „Ich bin ein Wanderer zwischen zwei Welten. Frankfurt ist meine Heimat, Äthiopien ist mein Vaterland“, sagt er von sich.

In seinem geistreichen Vortrag räumte er mit so manchem Vorurteil auf, beispielsweise mit der angeblichen deutschen Humorlosigkeit. Allerdings könnten die Deutschen auch ein bisschen etwas von einer afrikanischen Tugend lernen, der Lässigkeit, so der Prinz. Er monierte, dass die westliche Welt den Gott Mammon an die Stelle des Ein-Gott-Glaubens gesetzt habe. „Nicht das Geld, sondern das Christentum ist die Basis der europäischen Kultur“, betonte Asserate. Trotzdem gab der Unternehmensberater und politischen Analyst dann noch spannende Einblicke in die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents. „Mein innigster Wunsch ist es, dass der deutsche Mittelstand nicht den Zug verpasst. Wir haben ein wirtschaftliches Wachstum von sechs bis acht Prozent pro Jahr“, sagt Asfa-Wossen Asserate. Denn in Afrika seien zurzeit schon 6200 chinesische Firmen präsent. 2012 hätten Europa und die USA lediglich 44 Milliarden Dollar in Afrika investiert, China allerdings 220 Milliarden Dollar.